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Rückfälle bei der Ernährungsumstellung? Wie gehe ich damit um?

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Wenn der innere Schweinehund mal wieder triumphiert hat.

Das eine Ernährungsumstellung nicht schwer sein muss, darüber habe ich bereits geschrieben und auch die Problematiken angerissen, die damit einhergehen. Auch wenn der innere Schweinehund laut aufheult und wie man ihn sich zum Freund machen kann, habe ich in einem Artikel beleuchtet.

Dieses mal geht es darum zu ergründen wie man mit Rückschlägen umgehen kann. Denn kaum einer von uns ist so streng mit sich und so konsequent, das es nicht auch mal zu Ausrutschern oder ganzen Einbrüchen kommen kann. Das ist menschlich und das ist normal.

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Die Sache mit den Süßigkeiten

Von Kindesbeinen an werden wir verführt. Ob Familie, Kindergarten oder Schule, ob Fernsehen oder Internet, überall lauern leckere Süßigkeiten auf uns. Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass nicht nur traumatische Erlebnisse unserer Eltern und Großeltern selbst in uns noch drinstecken, sondern auch Gelüste und Süchte durchaus vererbbar sind.

So kommen auch Wissenschaftler langsam dem Phänomen der Zuckersucht einer Gesellschaft auf die Spur. Es allein mit äußeren Einflüssen abzutun erklärt vieles nicht und lässt Fragen offen. Wie reagieren andere Kultur- und Ernährungskreise? Wieso haben selbst Kinder verantwortungsvoller Eltern mit gesunder Ernährung diesen „Jieper“ auf Süßes?

Die Beantwortung dieser Fragen stehen nach wie vor noch am Anfang einer ganzheitlichen Untersuchung. Doch was wir, die wir selbst den Wunsch und Willen gefasst haben aus unserer gelernten und angenommenen Ernährung auszubrechen, tun können, wenn der Wunsch und das Verlangen zu groß wird, ist kein leichtes Thema.




Steck den Kopf nicht in den Sand

Da ist es passiert! Plötzlich kommt der Heißhunger und die Verführung und schon stopfen wir uns wider besseren Wissens mit Fastfood oder Süssigkeiten voll. Das schlechte Gewissen verdrängen wir zunächst, doch es kommt unweigerlich zusammen mit den Magenschmerzen.

Das sind keine Schweinhundtage, das fühlt sich wie ein richtiger Schritt zurück an, wie eine Suchtattacke und das vielleicht Schlimmste daran: unser inneres Belohnungssystem  jubelt uns mit guten Gefühlen auch noch zu.

Wir haben im Laufe der Zeit vor unserer Ernährungsumstellung erlernt, dass unser Körper zufrieden ist wenn wir gewissen Reizen nachgehen. Sich davon zu entfernen und andere Reize an deren Stelle zu setzen, ist auch eine Frage der Zeit. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und was wir zwanzig oder dreißig Jahre gelernt und verinnerlicht haben, lässt sich nicht in wenigen Wochen oder Monaten vollig überschreiben. Man spricht dabei auch von der „Neuprägung“ des Körpers.

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Alles Pasta? Basta!

Bei mir war es die Pasta. Ich liebe Pasta. Meine „Nudeln“ waren für mich schon immer etwas ganz besonders leckeres. Bei uns in der Familie gab es früher einmal in der Woche einen „Nudeltag“.

Später, als Single und weil es so leicht und schnell geht, wurde aus dem „Nudeltag“ schnell mal eine „Nudelwoche“. Einseitig und durch den hohen Weizenanteil auch nicht gerade gesundheitsfördernd.

Erste Versuche auf Alternativen auszuweichen endeten meist kläglich. Vollkornnudeln schmeckten mir meist pappig, Dinkelnudeln je nach Sorte mal besser mal gar nicht. Sicherlich ist Pasta aus Dinkel die bessere Variante, aber hier gibt es wirklich viele unterschiedliche Sorten und ich habe lange gebraucht um meine Lieblingspasta dabei herauszufinden.

Längst bin ich weg von dem täglichen Pastafest und obwohl ich Pasta noch immer sehr mag, habe ich es wieder auf ungefähr einmal die Woche reduziert. Abwechslungsreiche Rezepte gibt es ja genug.

Doch worauf will ich eigentlich hinaus? Auch hier und bei mir gibt es Ausrutscher, auch ausserhalb der Schweinhundtage. Ob Pasta, Süßes oder Kuchen: Heißhungerattacken kennt wohl jeder, der eine bis dahin eher ungesunde Ernährung für sich umstellt.




Der Schweinehund lässt sich nicht reduzieren?

Schweinehundtage sind bei einer Ernährungsumstellung sicherlich ein gutes Mittel, um dem Körper und dem Geist die Umstellung leichter zu machen. Ich höre aber durchaus auch von Lesern und Bekannten, dass diese Tage manchmal nicht ausreichen oder zu lange aufrecht erhalten werden.

„Außer der Reihe“ sündigen.

Heißhunger und vorgebliche Willensschwäche und schon steht die ganze Ernährungsumstellung in Frage.

Selbstvorwürfe sind kontraproduktiv

Oft sind es Krankheiten, während derer wir uns nicht immer wie gewohnt ernähren können. Aus kurzen Aussetzern werden schnell lange Perioden. Unser Körper und der innere Schweinehund tricksen uns ziemlich hinterhältig aus. Eine Mischung aus altvertrautem Belohnungssystem, Glücksgefühlen und dem inneren Entschuldigen: Ich muss mich ja gerade so ernähren, wirft uns scheinbar zurück in alte Bahnen.

Selbstvorwürfe sind in allen Fällen nicht wirklich dazu geeignet, dass es besser wird. Natürlich ist es gut innerlich zu „markern“, das uns solch ein Rückfall nicht gut tut und wir es eigentlich auch nicht wollen. Genauso wie unser Körper über eine wahrscheinlich lange Zeit sich „gemerkt“ hat, was uns schmeckt, was leicht und schnell zu bekommen ist und damit unsere Geschmacksnerven und unser Essverhalten „geprägt“ hat, so müssen wir ihm deutlich machen, was uns schadet. Selbstvorwürfe neigen dazu eine innere Verweigerungshaltung zu provozieren, bei welcher der Körper selbst nicht neu „geprägt“ werden kann.

„Ich konnte nicht widerstehen“

Der wohl bessere Weg ist es Ausrutscher, Rückfälle und krankheitsbedingte Einschränkungen als solche zu akzeptieren und statt sich selbst zu geißeln, lieber positive Gedanken hinsichtlich der Rückkehr zur Ernährungsumstellung zu fassen. Wir müssen für unseren Körper lernen neue gesündere Belohnungen zu akzeptieren und uns danach auch zu sehnen.

Es spielt sich viel mehr im Kopf ab, als uns bewusst ist.

Das ist erst einmal leichter gesagt als getan. Jeder muss für sich eine neue Art der Belohnung herausfinden. Sie muss nicht aus Essen bestehen und sollte keinesfalls Rückfallwirkend sein. Sich „etwas gönnen“ wenn man Ziele erreicht hat. Kino, Bücher, Ausgehen, es gibt so vieles was wir uns gern mal gönnen und gönnen können.

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Ernährungsumstellung als Langzeitprojekt

Der häufigste Fehler bei vielen ist wohl die Tatsache, das man „mal eben schnell“ seine Ernährung umstellt und glaubt, damit sei es getan. Es würde einfach so funktionieren. Das ist ein wenig als ob wir mit unserem Auto von Diesel auf Benzin umsteigen und glauben, das würde einfach so gehen.

Wir müssen zwar kein ganz neues Betriebssystem für unseren Körper erschaffen, wie vielfach geäußert wird, aber ein Softwareupdate ist schon von nöten. Unser Denken und Handeln verändert sich zwangsläufig bei einem solchen Schritt mit.

Ich kaufe nicht einfach mehr so ein wie früher. Fast schon ein Automatismus, was da im Einkaufswagen landete. Und gehe ich heute, mit allerlei anderen Gedanken im Kopf, einkaufen, merke ich wie plötzlich allvertrautes mit zur Kasse möchte. Aufmerksamkeit fängt beim Einkaufszettel an, geht über das Einkaufen und das viel bewusstere Kochen. Weg von Fertignahrung und hin zum Genuss am Kochen selbst.

Das ist nichts was man mal eben so umstellt. Da gehört eine Menge Umstellung im eigenen Leben dazu. Wieviel Zeit brauche ich zukünftig für den Einkauf, wenn ich vlt noch frische Produkte haben möchte? Wie lang kann ich eigentlich was lagern und bis wann was verbrauchen? Unsere Konservierungsgesellschaft lässt uns an der Stelle oftmals allein und ganz von vorn anfangen.

Wir haben vielfach das Kochen verlernt. Kochen heißt nicht Tüten aufreißen oder Dosen öffnen. Nicht, dass ich nicht auch auf Dosen zurückgreifen würde, aber es ist wie immer eine Frage der Masse und Klasse.

Nur wer eine Ernährungsumstellung als ganzheitliche und langfristige Veränderung des Körpers und des Alltags begreift, wird letztlich damit wohl erfolgreich sein.  Dann werfen uns auch Rückfälle nicht mehr so aus der Bahn, dann können wir diese als solche akzeptieren und hinter uns lassen.

Der Blick nach vorn ist dabei so sehr viel wichtiger als der Blick zurück.

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1 Kommentar

  1. Ein sehr aufschlussreicher Blogpost über die Herausforderungen einer Ernährungsumstellung. Die Verbindung zwischen unseren Gelüsten und vererbten Neigungen ist in der Tat interessant und wirft Fragen auf. Es ist wichtig zu verstehen, dass Rückschläge in diesem Prozess normal sind und wir uns nicht selbst mit Selbstvorwürfen belasten sollten. Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, unseren Körper neu zu prägen.

    Die Idee von „Schweinehundtagen“ zur Unterstützung der Umstellung ist ebenfalls erwähnenswert, wobei es stimmt, dass sie nicht immer ausreichen. Die Akzeptanz von Rückschlägen und das Finden gesünderer Belohnungen sind entscheidend. Eine Ernährungsumstellung ist ein langfristiges Projekt, das eine grundlegende Änderung unseres Denkens und Handelns erfordert, nicht nur in Bezug auf das Essen, sondern auch auf den Einkauf und die Zubereitung von Mahlzeiten. Vielen Dank für diese inspirierenden Einblicke und die Ermutigung, den Blick nach vorne zu richten.

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