Viele glauben der Alltag in der Hochsensibilität würde sich grundlegend unterscheiden. Da es sich bekanntlich um keine Krankheit, sondern eine Wesensart handelt, die viel mehr Menschen betrifft, als man bislang angenommen hatte, ist der Alltag auf den ersten Blick nicht viel anders als bei anderen.
Erst beim zweiten Hinsehen offenbaren sich vielleicht Unterschiede.
Bist du jemand, der sich oft überwältigt fühlt von der Welt um dich herum? Fühlen sich manche Situationen einfach zu viel für dich an? Dann könnte es sein, dass du hochsensibel bist. Aber keine Sorge, es gibt Wege, wie du deine Sensibilität zu deinem Vorteil nutzen und den Alltag besser navigieren kannst. In diesem Blogartikel erfährst du mehr darüber, wie du als Hochsensibler stark sein kannst.
Wer ist Hochsensibel?
Hochsensibilität ist ein Begriff, der in den letzten Jahren immer häufiger verwendet wird. Doch was bedeutet er eigentlich genau? Menschen mit Hochsensibilität nehmen ihre Umwelt besonders intensiv wahr und verarbeiten Reize auf eine tiefgründige Art und Weise. Sie sind oft sehr empathisch und einfühlsam, aber auch emotional empfindlicher als andere.
Es kann schwierig sein, mit dieser Sensibilität im Alltag umzugehen, da äußere Reize schnell überwältigend werden können. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Hochsensibilität keine Schwäche ist, sondern eine besondere Begabung und Stärke darstellt. Durch das Erkennen der eigenen Bedürfnisse und den Umgang mit emotionaler Intensität kann man als Hochsensibler einen gesunden Weg durch den Alltag finden.
My home is my castle
Dieses Gefühl einer Trutzburg, eines schützenden Nestes, einer Höhle zum verkriechen, kennen sicherlich viele, nicht nur Hochsensible. Es geht, so zumindest meine Erfahrung, jedoch über das normale „hier bin ich zu Haus, hier kann ich sein“ weit hinaus. Ein geschützter Ort, zu dem wirklich nur Zutritt hat, dem ich es gestatte, ist für mich essentiell.
Ich habe in zahlreichen Chats und Gesprächen mit anderen HSP herausgefunden, dass es fast jedem so geht. Wenn einem das Chaos des Alltags zu viel wird, wenn man sich ein oder zwei Tage einfach nur zurückziehen und Ruhe tanken muss, um wieder zu Kräften zu kommen, dann ist diese heimatliche „Höhle“ der wichtigste und wertvollste Ort. Nicht immer ertrage ich dann Familie oder Freunde, manchmal telefoniere ich dann nur.
Und doch gibt es dann auch wieder Momente, wo die heimatliche Trutzburg vor lauter verschanzen auch schnell zum selbstgewählten Gefängnis werden kann. Es erscheint mir wichtig die Balance zwischen notwendiger Ruhe und dem Genießen der äußeren Umgebung mit anderen Menschen, Geräuschen und Gerüchen, zu praktizieren. Dafür kann es einfach keine Anleitung geben, da jeder Hochsensible andere Erfordernisse hat und diese auch für sich selbst ausloten sollte.
Mit zunehmendem Alter erscheint es mir, als ob ich der „Trutzburg“ weniger und weniger bedarf. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich an gewisse Umstände gewöhnt habe. Ich komme einfach mit dem „drumherum“, dass mich sonst so sehr angestrengt hat, besser klar.
Emotionen sind wie Wellen
Ich hatte im ersten Artikel darüber geschrieben, warum ich eher selten auf Konzerte gehe und manchmal auch ein Kinobesuch für mich eine Herausforderung sein kann. Da kommen dann mehrere Dinge zusammen: Das nicht filtern können und gleichzeitig die emotionalen Wellen.
Was soll das sein, fragt sich so mancher. Ich kann es nur schwer beschreiben und möchte doch auf eher technisch anmutende Begriffe wie „Scanner, Empfänger, Sender“ etc gern verzichten, wie in Kreisen der HSP vorkommen. Bei mir ist es so, dass keinesfalls Gedanken lesen kann. Ich kann nicht ahnen, was mein Gegenüber plant, denkt oder träumt. Was bei mir ankommt ist eher eine emotionale Welle. Ich erkenne schnell ob es einem Menschen gut geht oder er nur eine Maske auf hat. Wenn ich mit jemand spreche kommen Emotionen wie Wellen bei mir an. Kleine Wellen, große Wellen und dazu das jeweilige Gefühl von positiven Emotionen oder dem Gegenteil.
Vielleicht ist es mir deshalb immer recht leicht gefallen mich schnell in andere Menschen, Probleme und Situationen hineinversetzen zu können. Vielleicht lehne ich aber auch aus diesem Grund andere Menschen eher ab, wenn bei mir das Gefühl der Unaufrichtigkeit ankommt.
Ich kann das beruflich und privat gut trennen. Das war aber nicht immer so.
Die sieben Grundprinzipien für hochsensible Menschen
Als hochsensibler Mensch kann der Alltag oft eine Herausforderung sein. Doch es gibt sieben Grundprinzipien, die dir helfen können, besser durch den Tag zu kommen.
- Das erste Prinzip ist Selbstfürsorge. Du musst lernen, auf deine Bedürfnisse zu achten und dich selbst zu pflegen, um gesund und stark zu bleiben.
- Das zweite Prinzip ist Achtsamkeit. Indem du dich auf den Moment konzentrierst und deine Gedanken beobachtest, kannst du deine Emotionen besser regulieren und dich vor Überstimulation schützen.
- Das dritte Prinzip ist Grenzen setzen. Du musst lernen, „Nein“ zu sagen und deine Bedürfnisse gegenüber anderen zu kommunizieren, um Überforderung zu vermeiden.
- Das vierte Prinzip ist Selbstakzeptanz. Akzeptiere dich selbst so wie du bist und erkenne an, dass Hochsensibilität keine Schwäche ist, sondern eine Stärke.
- Das fünfte Prinzip ist die Suche nach Unterstützung. Umgeben dich mit Menschen, die dich verstehen und unterstützen können, wenn du Hilfe brauchst.
- Das sechste Prinzip ist das Finden von Entspannungstechniken. Probiere verschiedene Techniken aus wie Yoga oder Meditation, um Stress abzubauen und dein Nervensystem zu beruhigen.
- Und das siebte Prinzip ist das Vertrauen in deine Intuition. Höre auf dein Bauchgefühl und folge deinen Instinkten – oft wissen wir intuitiv am besten, was uns gut tut.
Wenn du diese sieben Grundprinzipien befolgst, wirst du als hochsensibler Mensch besser durch den Alltag navigieren können.
Umgang mit äußeren Reizen und Stress
Als hochsensibler Mensch bist du besonders empfänglich für äußere Reize und Stress. Das kann zu einer Überforderung führen, die sich in verschiedenen Symptomen äußert. Dazu gehören unter anderem Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder auch eine erhöhte Reizbarkeit. Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, ist es wichtig, dass du deine Bedürfnisse ernst nimmst und dir Auszeiten gönnst.
Auch das Setzen von klaren Grenzen kann dir helfen, dich vor Überstimulation zu schützen. Wenn du merkst, dass dich bestimmte Situationen oder Menschen stressen, solltest du versuchen, diese zu meiden oder zumindest zu reduzieren. Wichtig ist auch eine gesunde Work-Life-Balance: Plane bewusst Auszeiten ein und sorge dafür, dass du genügend Zeit für Erholung hast. So gelingt es dir besser, im Alltag als sensibler Mensch stark zu bleiben und deine Bedürfnisse zu erfüllen.
Strategien für einen gesunden Umgang mit emotionaler Intensität
Wenn du hochsensibel bist, kann es schwierig sein, mit emotionaler Intensität umzugehen. Du fühlst alles intensiver und das kann manchmal überwältigend sein. Aber es gibt Strategien, die dir helfen können, einen gesunden Umgang damit zu finden. Eine Möglichkeit ist, deine Emotionen bewusst wahrzunehmen und anzuerkennen. Wenn du traurig bist, erlaube dir zu weinen und wenn du frustriert bist, lass deinen Ärger raus. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass deine Emotionen real sind und dass es okay ist, sie zu fühlen.
Eine weitere Strategie ist, dich selbst zu beruhigen. Das kann durch tiefe Atmung oder Meditation geschehen. Auch Sport oder Spaziergänge in der Natur können helfen, deine Emotionen auszugleichen. Wenn du merkst, dass deine Gefühle dich überwältigen, nimm eine Auszeit und gönn dir Ruhe und Erholung. Durch diese Strategien kannst du lernen, mit emotionaler Intensität umzugehen und ein gesundes Gleichgewicht in deinem Leben als Hochsensibler finden.
Ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Erholung finden
Ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Erholung zu finden, ist für hochsensible Menschen besonders wichtig. Denn durch die hohe Sensibilität können äußere Reize schnell überfordern und Stress verursachen. Deshalb ist es wichtig, regelmäßige Pausen einzulegen und sich bewusst Zeit für Erholung zu nehmen.
Dabei sollte man darauf achten, dass die Erholung auch wirklich erholsam ist und nicht durch unnötige Ablenkungen gestört wird. Eine Möglichkeit kann beispielsweise sein, sich Zeit in der Natur zu gönnen oder eine entspannende Yoga-Stunde einzulegen. Auch bei der Wahl von Aktivitäten sollte man darauf achten, dass diese nicht zu anstrengend sind und ausreichend Raum für Entspannung lassen. Indem man bewusst ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Erholung schafft, kann man als hochsensibler Mensch besser mit den Herausforderungen des Alltags umgehen und langfristig gesund bleiben.
Wie man herausfindet, was einem gut tut
Eine der wichtigsten Fähigkeiten für hochsensible Menschen ist es, herauszufinden, was einem gut tut. Denn nur so kann man ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Erholung finden und den Alltag als Hochsensibler erfolgreich navigieren. Doch wie geht man dabei vor? Zunächst einmal ist es wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Was tut dir gut? Wann fühlst du dich entspannt und ausgeglichen?
Welche Aktivitäten machen dir Freude? Indem du diese Fragen beantwortest und dich auf deine Intuition verlässt, kannst du herausfinden, was dir wirklich gut tut. Dabei solltest du auch auf dein Körpergefühl achten. Oft gibt uns unser Körper Signale, wenn etwas nicht stimmig ist oder wir uns überfordert fühlen.
Nimm diese Signale ernst und reagiere entsprechend. Es kann auch hilfreich sein, eine Liste mit Dingen zu erstellen, die dir gut tun und diese regelmäßig zu überprüfen und anzupassen. Auf diese Weise kannst du sicherstellen, dass du immer das tust, was deinem Körper und deiner Seele guttut und dich stark und ausgeglichen durch den Alltag als Hochsensibler navigierst.
Ich bin ein „Kümmerer“
Ich kümmere mich. Manchmal um alles und jeden. Manchmal gewollt als geschätzter Ratgeber, Kummerkasten oder Freund, manchmal auch ungewollte, weil ich einfach nicht anders kann. Ob früher, bevor ich die Selbstständigkeit für mich eroberte, in der Tretmühle Job oder im privaten Umfeld, manchmal sogar bei Menschen, die ich eigentlich gar nicht wirklich mag…ich kümmere mich, mache mir Gedanken um deren Probleme, biete Lösungsvorschläge und nehme deren Sorgen und Probleme mit zu mir.
Warum ist das so? das ist nicht reine Empathie, es erscheint als eine Mischung aus dem eigenen Bedürfnis sich wertvoll zu fühlen und der Ablenkung von den eigenen Sorgen und Problemen. Es ist so viel leichter sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern als um seine eigenen. Daraus wird, gepaart mit einem großen Harmoniebedürfnis ein Kümmerer.
Viele Hochsensible haben Ihren Platz im sozialen Betätigungsfeld gefunden und können ihren inneren „Kümmerer“ hier leichter zufrieden stellen. Bei anderen geht sowas weiter, bis hin zur ungesunden Selbstaufgabe. Das Maß der Dinge zu finden, ohne ausgenutzt zu werden, ist auch hier nicht leicht.
Monotonie
Monotonie ist für mich im Alltag schließlich geradezu tödlich. Das sagen sicherlich viele, aber mir bereiten monotone Handlungen körperliche Schmerzen. Wenn ich gezwungen bin für eine längere Zeit Tätigkeiten ständig zu wiederholen, merke ich nach einer Weile wie sich mein Kreislauf mal eben ein Ticket für eine Achterbahn holt.Auch hier hilft die Selbstständigkeit. Nicht etwa, dass dort alle Aufgaben immer nur spannend und neu währen, aber ich kann sie mir selbst größtenteils einteilen, kann mitunter arbeiten wechseln und in kleine Häppchen verpacken. Das hilft schon sehr.
Der Alltag eines Hochsensiblen weißt einzelne, aber, wie ich finde, sehr bedeutende Unterschiede auf. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr fällt es mir selbst auf. Nicht alles kann man ergründen oder definieren, manchmal sind persönliche Erfahrungen in Abstufungen so unterschiedlich, dass es keine allgemeine Verhaltensrichtlinie dafür geben kann. Ich kann aus den Erfahrungen anderer lernen und sie vielleicht auch aus meinen, meinen Weg durch den Alltag muss ich selbst finden.
Fazit: Sensibel und stark im Alltag als Hochsensibler
Wenn du hochsensibel bist, kann der Alltag schnell überwältigend sein. Doch das bedeutet nicht, dass du hilflos oder schwach bist. Im Gegenteil: Du hast eine besondere Gabe, die dich zu einem einfühlsamen und aufmerksamen Menschen macht. Wenn du lernst, deine Hochsensibilität als Stärke zu nutzen, kannst du ein erfülltes Leben führen und deine Ziele erreichen.
Eine der wichtigsten Strategien ist es, dein Leben bewusst zu gestalten und dir Zeit für Erholung und Selbstpflege zu nehmen. Indem du auf deine Bedürfnisse achtest und dich selbst akzeptierst, kannst du ein gesundes Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe finden. Es ist auch wichtig, dass du lernst, mit äußeren Reizen und Stress umzugehen und dir effektive Strategien zurechtlegst, um mit emotionalen Situationen umzugehen.
Wenn du herausfindest, was dir guttut und was nicht, kannst du dein Leben so gestalten, dass es deinen Bedürfnissen entspricht. Zusammengefasst: Deine Hochsensibilität kann eine Stärke sein, wenn du sie bewusst nutzt und auf dich achtest. Sei stolz auf deine Sensibilität und nutze sie als Werkzeug für ein glückliches Leben.
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