Kontrolle zurückgewinnen: Wie eine Kasein-Desensibilisierung einem Freiheit und Lebensqualität schenkt.
Desensibilisierung ist der Vorgang, dass man den Organismus gegen bestimmte Allergene unempfindlich macht, indem man ihn an sie allmählich gewöhnt.
Es gibt viele Arten von Unverträglichkeiten und Allergien, und man hat durchaus das Gefühl, es werden von Jahr zu Jahr mehr. Das ist nur teilweise von der Hand zu weisen, da durch Umweltbelastungen unsere Körper immer stärker reagieren.
Die bekannten Allergien sind eher Pollen und Gräser. So mancher lässt sich leider auch ohne medizinischen Nachweis heute eine glutenfreie Ernährung einreden, was dem Körper ohne Not mehr schadet als nützt.
Was ist eine Kasein-Unverträglichkeit?
Eine Kasein-Desensibilisierung ist eine Behandlungsmethode, die Menschen mit einer Unverträglichkeit gegenüber dem Milcheiweiß Kasein helfen kann. Dabei wird das Immunsystem schrittweise an das Allergen gewöhnt, indem es in immer höheren Dosen verabreicht wird. Durch diese Methode kann der Körper lernen, das Protein zu tolerieren und eine übermäßige Abwehrreaktion zu vermeiden.
Eine erfolgreiche Kasein-Unverträglichkeit kann dazu beitragen, dass Betroffene mehr Kontrolle über ihre Ernährung und ihr Leben erlangen, da sie nicht mehr ständig auf die Suche nach kaseinfreien Alternativen gehen müssen. Darüber hinaus kann die Behandlung auch dazu beitragen, allergische Symptome wie Hautausschläge oder Magen-Darm-Probleme zu reduzieren oder sogar ganz zu beseitigen. Wenn Sie unter einer Kaseinunverträglichkeit leiden und Ihre Lebensqualität verbessern möchten, sollten Sie unbedingt eine Kasein Desensibilisierung in Betracht ziehen.
Wenn Milch zur Qual wird…
Für viele Allergien gibt es eine medizinische Desensibilisierung. Eigentlich spricht man heute von der genaueren Definition, der Hyposensibilisierung.
Die Wirkung beruht darauf, das Immunsystem des Betroffenen durch wiederholte, hohe Allergen-Dosen an die allergieauslösende Substanz zu gewöhnen, sodass es weniger oder gar nicht mehr darauf reagiert.
Es wird versucht, die Sensibilisierung des Körpers gegenüber dem betreffenden Auslösern (Allergenen) so weit zu verringern, dass es nur noch geringe oder gar keine allergischen Beschwerden verursacht.
Der Unterschied zwischen Unverträglichkeit und Allergie?
Auch wenn es im allgemeinen Sprachgebrauch und in so mancher Zeitschrift für Frauen, die Begrifflichkeiten miteinander vermischt oder gar verwechselt werden, scheint es mir wichtig, an dieser Stelle klar zu stellen, dass es zwischen einer Unverträglichkeit und einer Allergie sehr wohl nennenswerte Unterschiede gibt.
Während sich bei Allergien bereits innerhalb kürzester Zeit (wenige Minuten bis zu einer Stunde) mittlere bis starke Reaktionen auf die jeweiligen Lebensmittel einstellen, äußern sich bei Nahrungsunverträglichkeiten die Beschwerden erst nach einem längeren Zeitraum, um 4 bis 48 Stunden (teilweise sogar 72 Stunden).
Die Reaktionen bei einer Lebensmittelallergie können ganz unterschiedlich sein und sich mittels Schwellungen, Ausschlägen oder Rötungen zeigen. Bleiben Allergien unbeachtet oder werden sie zu spät erkannt, können sie sogar lebensbedrohlich werden und / oder tödlich enden. Kleinste Mengen reichen aus, um eine allergische Reaktion hervorzurufen. Hier gilt es bei Fragen lieber gleich einen Arzt / Allergologen aufzusuchen.
Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist zwar harmloser, deren Symptome sind aber auch nicht zu unterschätzen. Anzeichen können Bauchschmerzen, Leistungsminderung, Gewichts- oder Hautprobleme sein. Darüber hinaus können Beschwerdebilder, die nicht auf den ersten Blick mit einer Unverträglichkeit assoziiert werden, auftreten. Dazu gehören beispielsweise Migräne, Gelenksbeschwerden oder chronischer Schnupfen.
In der Regel sprechen wir also von einer Kasein-Unverträglichkeit. Lebensbedrohlich ist das, ohne Kombination mit anderen Auslösern, nicht, unangenehm und einschränkend aber allemal.
Da Milch und Milcherzeugnisse heute ein Bestandteil vieler Produkte sind, ohne das wir es auf den ersten Blick merken, haben Personen mit einer Kasein-Unverträglichkeit es oft schwerer sich zu ernähren.
Alternative Lebensmittel oder Desensibilisierung ?
Es gibt indessen, auch im Zuge der zunehmenden veganen Ernährung, eine ganze Reihe von Möglichkeiten sich Kasein-frei zu ernähren. Ob Mandelmilch oder Hafermilch, ob Soja-Quarkalternativen oder veganes Eis.
Verzichten muss man kaum auf Milch und Käse, aber viele kommen mit dem doch teilweise sehr anderen Geschmack nicht grundlegend zurecht. Nicht jede Eisdiele, die man im Sommer mit Freunden besucht, bietet vegane Alternativen und wer Essen geht oder eingeladen ist, steht dann oft vor der Qual der Wahl.
Für mich war der Mittelweg der richtige. Eine Desensibilisierung zusammen mit einer Überprüfung meiner Ernährung. Nicht alles lässt sich durch eine Desensibilisierung verbessern. Es gibt bis heute Lebensmittel, auf die ich negativ reagiere und die ich nach wie vor weitestgehend meide.
Für eine Desensibilisierung braucht man vor allem eines: Geduld! Das geht wirklich nicht im Hauruck-Verfahren.
Frage einer Leserin zur Kasein-Unverträglichkeit
Ich habe 3x im Abstand von 5-7 Tagen etwa einen Deziliter Bio-Kefir aus Kuhmilch getrunken. Die ersten beiden Male waren die Symptome im Darm nicht allzu stark. Doch das 3. Mal kriegte ich heftige Bauchschmerzen, das Gefühl einer riesigen Wunde im Bauch, Atembeschwerden, Kreislaufschwäche und Durchfall. Ich vermute nun, dass ich mit kleineren Dosen hätte anfangen sollen. Gibt es da ein bewährtes Desensibilisierungsschema?
Wichtig bei einer Desensibilisierung ist, dass man sie entweder durch einen Arzt oder einen Ernährungsberater begleiten oder vorbereiten lässt. Einfach selbst experimentieren bringt nur langsam Erfolge und zumeist viele Beschwerden auf dem Weg dahin.
Grundsätzlich gilt: kleine Dosen. Ich habe bei mir damals mit normaler Trinkmilch angefangen und diese in kleinen Dosen über mehrere Tage und Wochen getrunken. Am Anfang reagierte mein Körper widerwillig und Durchfall und Magenkrämpfe waren die Folge. Bei solchen Ergebnissen habe ich sofort für 1-2 Tage ausgesetzt und erst danach wieder leicht angefangen.
Jeder Körper reagiert anders, trotzdem sollte man es in kleinen Dosen und mit einem Lebensmittel versuchen, auf welches man nicht zu extrem reagiert.
Bei Mir war die Reihenfolge: Milch, Hartkäse, Eis, Weichkäse, Frischkäse und Quark usw.
Frage eines Lesers
Ich vertrage indessen wieder ganz gut Milch, aber kann kein Quark zu mir nehmen. Wie kommt das denn?
Man muss, um das richtig einordnen zu können, hier ganz genau zwischen den verschiedenen Milchprodukten unterschieden. Trinkmilch ist nicht gleich Buttermilch und Quark ist nicht gleich Speisequark. Hier kommt es stark auf die Herstellung und Verarbeitung mit an.
Quark wird auch Weißkäse genannt und ist das aus der Milch durch Zugabe bakterieller Bildung von Milchsäure ausgefällte Milcheiweiß. Wir haben es hier also in einer viel höheren Konzentration mit Kasein zu tun als in anderen Produkten.
Zudem reagiert nicht jeder Körper auf alles gleich. Während ich nach meiner Desensibilisierung Trinkmilch in Maßen ganz gut vertrage, ist Frischkäse für mich auch heute noch tabu.
Zeit für Desensibilisierung
Der erste Schritt, neben einer Beratung durch Ärzte und Ernährungsberater, sollte stets die Einstufung sein. Wie bei einer Ernährungsumstellung sollte für sich herausfinden, auf welche Lebensmittel der Körper positiv und auf welche er negativ reagiert.
Im Fall der Kasein Unverträglichkeit bedeutet dies, herauszufinden und festzuhalten, auf was mein Körper besser reagiert und auf was gar nicht gut.
Bei mir war das, wie schon erwähnt, der Frischkäse und der Camembert, die sich als besonders problematisch zeigten. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man zwar auch nach einer Desensibilisierung nicht alles unbegrenzt zu sich nehmen kann, aber umso besser ich mit den eher unproblematischen Lebensmittel zurecht komme, desto mehr akzeptiert mein Körper auch die schweren Fälle.
Einschränkungen wird es aller Wahrscheinlichkeit dauerhaft geben, mit denen kann man aber umgehen.
Es hat bei mir fast drei Jahre gedauert, ehe ich meinen Körper wieder an Milchprodukte langsam gewöhnen konnte. Bei manchem bin ich auf alternative Lebensmittel ausgewichen, andere Problemfälle habe ich einfach von meinem Essensplan ganz gestrichen und der Rest… nun es geht! ich kann heute wieder Milch trinken, Eis im Sommer essen und auch viele Käsesorten genießen.
Das ist nicht allein der Desensibilisierung zu verdanken, sondern auch einer Umstellung meiner Essgewohnheiten. Milch macht mir nichts aus, wenn ich sie nicht gerade täglich und nicht mehr als ein Glas trinke. Das Maß der Dinge ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg.
Ich empfehle nachdrücklich das Gespräch mit Ärzten oder einem Ernährungsberater zu suchen. Viel hilft nicht viel, Zeit und Geduld sind gefragt und das genaue Hinhören auf den eigenen Körper.
Wer mit einer geführten oder begleiteten Desensibilisierung anfängt, muss sich langsam herantasten. Stress im Alltag, Erkältungen und andere äußere Auswirkungen beeinflussen unseren Körper und sein Empfinden mehr als uns oft bewusst wird.
Ein Diabetiker zum Beispiel mit einem zu hohen Zucker wird erstaunlicherweise selbst mit einer Kasein Unveträglichkeit mit Milchprodukten weniger Probleme haben. Umgekehrt kann sich bei einer Stabilisierung der Diabetis das Problem mit dem Kasein stärker zeigen als zuvor. Wechselwirkungen mit Erkrankungen und gerade auch bei der regelmäßigen Einnahme notwendiger Medikamente gibt es zahlreiche und sind vorab unbedingt mit dem behandelnden Arzt abzuklären.
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